Fr, 13.03.2009: LIEBHERR Europameisterschaften - Rahmenprogramm
Frankfurt/Main. Ein Mann im weißen T-Shirt mit dem blauen Aufdruck „Hellas“ beugt sich in Sporthalle zwei der hessischen Landessportschule in Frankfurt am Main über einen Einkaufskorb. Eine Plastikflasche gefüllt mit steinigem Sand von der Insel Korfu fördert er daraus zu Tage, die griechische Flagge und eine Fahne mit dem Logo der Olympischen Spiele 2004 in Athen, einen Bildband, eine fest verschlossene, volle Flasche Ouzo – die auch fest verschlossen und voll bleiben wird – ein Kinder-Bilderbuch und eine griechische Tageszeitung. Der Vorrat scheint unerschöpflich.Werner Ponert ist Sportlehrer an der Burg-Landshut-Schule in Bernkastel-Kues. Er ist Leiter der Tischtennis-AG an seiner Förderschule und A-Lizenz-Trainer. Unschwer zu übersehen ist, welches Partnerland seiner Schule im vergangenen Jahr zugelost worden war. „In unserer Stadt habe ich danach zufällig eine Griechin kennen gelernt, die einen Deutschen geheiratet hat“, erklärt Ponert seine umfangreiche Griechenlandsammlung, die er mit zum ersten Qualifikationsturnier des Partnerschulprojekt für die LIEBHERR Europameisterschaften nach Frankfurt gebracht hat. „Sie hat mir vieles von dem zusammengestellt, was sie zu Hause hat. So sind wir jetzt auch auf den zweiten Teil des Projekts gut vorbereitet.“
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Interessierte Schulen aus ganz Deutschland nehmen mit verschiedenen Klassen an dem Projekt teil. Im Schuljahr 2008/2009 beschäftigen sie sich intensiv mit einem Partnerland, einer EM-Nation, die ihnen im vergangenen Jahr zugelost worden war. In dieser Zeit befassen sich die Schulen mit Land und Leuten, bilden Projektgruppen, erstellen eine Präsentation, nutzen bestehende Städtepartnerschaften zum Austausch, veranstalten Länderkämpfe und nehmen am Qualifikationsturnier teil. Vier gibt es insgesamt, das erste war am Freitag in Frankfurt.
Zehn der 17 Teams, die aus der Mitte Deutschlands von Düsseldorf bis Lohr am Main am Spessarttor angereist waren, haben sich für das Finale in Stuttgart während der LIEBHERR EM qualifiziert. Das Team von Werner Ponert hat es nicht geschafft. Aber darum sei es ihm und seinen Schülern auch gar nicht gegangen. Denn: "Dabeisein ist alles. Ich weiß gar nicht, wie vielter wir jetzt geworden sind", gibt der 13-jährige Marcel zu. Kein Wunder, denn bei der Turnierform mit vielen Gruppenspielen kann man als Nicht-Tischtennis-Crack schon mal schnell die Überblick verlieren. Wichtiger ist für ihn: „Wir hatten großen Spaß". Was ihm am meisten am Tischtennis gefällt: „Eigentlich gefällt mir alles daran“, überlegt er, „aber besonders toll ist, dass es ein so schneller Sport ist“.

Auftakt zum Austauschprogramm
Um Leistungssport geht es dem A-Lizenz-Trainer wie vielen seiner Kollegen, die sich zum Partnerschulprojekt angemeldet haben, nicht. Der Sport selbst und der Kontakt zu anderen Schülern und Lehrern stehen im Mittelpunkt. Frankfurt kann für Ponerts Schule der Auftakt sein zu einem Austauschprogramm mit Düsseldorf. Denn dort ist die Griechische Ergänzungsschule beheimatet, die drei Mannschaften nach Frankfurt geschickt hatte. Werner Ponert und Odysseus Trikkos, Sportlehrer und stellvertretender Direktor an der Düsseldorfer Schule, sind während des Turniers schon einmal in die Planung eingestiegen, mindestens einen Tagesausflug an die Mittelmosel soll es für die Düsseldorfer geben, sind die Eltern einverstanden sogar mit Übernachtung. Anschaulichen Unterrichtsstoff über Griechenland sollten die Bernkastel-Kueser also zur Genüge haben. „Denn auch wenn wir uns sportlich nicht für Stuttgart qualifiziert haben, machen wir auf jeden Fall weiter“, verspricht Ponert.
Odysseus Trikkos wird mit einer Mannschaft bei der LIEBHERR EM vertreten sein. „Wir hatten keine echten Ambitionen, wollten aber wenigstens ein Spiel gewinnen“, so Trikkos. „Wichtig war nicht, was wir am Ende erreichen, sondern der Weg dahin.“ Odysseus Trikkos ist schwerpunktmäßig eigentlich Volleyballer und Fußballer, „aber in der Hochburg Düsseldorf muss man einfach Tischtennis anbieten, und die Kinder finden das toll“, erzählt er. „Schließlich kann man es überall spielen.“ Partnerland seiner Schule ist Montenegro.

Der zehnjährige Hannes Cordes spielt seit gut drei Jahren in der AG seiner Ganztagsschule Tischtennis. Er geht auf das St. Katharinen Gymnasium im rheinland-pfälzischen Oppenheim. Sein Vater hat früher selbst gespielt, im heimischen Garten fordert er ihn vor allem im Sommer regelmäßig heraus. „Tischtennis ist ein schöner Sport“, sagt Hannes. „Das Gute daran ist, dass man verschiedenen Schläge hat, wie Topspin oder Schupf, anders als im Fußball.“ Fußball spielt Hannes im Verein. Und weil er daneben auch noch Klavier spielt, ist für das schnellste Rückschlagspiel der Welt nicht mehr Zeit als einmal pro Woche in der Schul-AG. Diese leitet Hartmut Bräumer als Tischtennistrainer der Ganztagsschule. Von zwölf bis 16 Uhr bietet er für verschiedene Gruppen Tischtennis an. Sie erhalten eine technische Grundausbildung, er übernimmt daneben Talentsichtung und -förderung. Sein Problem: „Wenn die Kinder in der Schule so gut versorgt werden, gehen sie nicht noch zusätzlich in einen Verein“, weiß er aus eigener Erfahrung mit seinem eigenen Klub, dem TV Dienheim. Hannes’ Mannschaft hat an diesem Tag kein Spiel gewonnen. „Wir fahren nicht nach Stuttgart“, sagt der Rotschopf, der als Ersatzmann angereist ist. „Aber wir hatten auch Spaß, obwohl wir nicht gewonnen haben. Ich habe mich gefreut, als ich von dem EM-Projekt erfahren habe, und daran hat sich nichts geändert.“
Mit Platz drei in ihrer Altersklasse für Stuttgart qualifiziert hat sich die Gustav Woehrnitz Volksschule in Lohr am Main. „Auch wenn man nicht gewinnt, ist Tischtennis ein schöner Sport“, sagt die 15-jährige Eva aus der neunten Klasse. „Aber dass wir nach Stuttgart fahren, ist natürlich super.“ Ihre Partnernation ist Armenien. „Wir binden das Thema nicht nur im Sport ein, sondern auch in anderen Fächern, wie Wirtschaft und Politik“, verspricht Lehrer Wolfgang Geist, der auch als Kreisvorsitzender und Spieler im Tischtennis aktiv ist.
Die bisher qualifizierten Teams im Überblick
AK I Griechische ErgänzungsschuleTilemannschule Limburg
Fürst-Johann-Ludwig-Schule
Gesamtschule Hungen
1. Ersatz: Europaschule Erkelenz oder Gustav Woehrnitz Volksschule
2. Ersatz: Gymnasium St. Katharinen
AK II Fürst-Johann-Ludwig-Schule
Tilemannschule Limburg
Gesamtschule Hungen
1. Ersatz: Europaschule Erkelenz
2. Ersatz: Gustav Woehrnitz Volksschule oder Burg-Landshut-Schule
AK III Tilemannschule Limburg
Fürst-Johann-Ludwig-Schule
Gustav Woehrnitz Volksschule
Ersatz: Europaschule Erkelenz
- Mädchen und Jungen vom fünften bis zehnten Schuljahr treten bei insgesamt vier Qualifikationsturnieren nach Altersklassen getrennt gegeneinander an (AK I – 5./6. Schuljahr, AK II – 7./8. Schuljahr, AK III – 9./10. Schuljahr).
- Die Vierermannschaften bestehen aus zwei Mädchen und zwei Jungen, das Spielsystem beinhaltet ein Mädchen-Doppel, ein Jungen-Doppel, vier Einzel und ein Mixed.
- Die übrigen drei Qualifikationsturniere sind im Rahmen der German Open in Bremen (19. bis 22. März), am 23. März in Braunschweig und Anfang April in Stuttgart.